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Jens Groh

Was ist Csound?

Csound ist eine Software, mit der man sich einen Synthesizer - jeden Synthesizer! - selber programmieren kann. Genauer ausgedrückt, es ist eine Programmiersprache, die auf Algorithmen für die Klangsynthese spezialisiert ist.
Vorgefertigte Module ("Opcodes") gibt es Hunderte, die Sprache mit eigenen Opcodes erweitern kann man bei Bedarf auch. Der Komplexität sind nur Grenzen gesetzt, solange der Klang in Echtzeit herauskommen soll. Ist der Algorithmus zu komplex, läßt man den Klang einfach in eine Datei rechnen, die man anschließend abspielt.
Csound hat auch eine eigene Partitur-Sprache. Sie ist interessant für Komponisten, weil sie viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten bietet als MIDI. Wem aber der Echtzeitzugriff wichtiger ist, für den bleibt "nur" die MIDI-Steuerung.

Sehr von Vorteil ist es beim Csound-Programmieren, ein wenig von digitaler Signalverarbeitung zu verstehen. Nichts verstehen jedoch muß man von den niederen Programmstrukturen, die den Computer überhaupt zu Audio-, MIDI- und Echtzeitverarbeitung befähigen. Ich empfehle, sich Heft 2/96 der Zeitschrift c't zu besorgen und zu versuchen, den Csound-Artikel zu verstehen. Wer sich dann vorstellen kann, loszuprogrammieren, wird keine Schwierigkeiten haben. Für das Handbuch und die Teilnahme an der Mailing-Liste sind jedoch Englischkenntnisse erforderlich, denn beides gibt es bisher nicht auf Deutsch. Immerhin gibt es im WWW auf Deutsch eine kurze Einführung in Csound von Stefan Kersten sowie eine Csound-Kurzreferenz von Andre Bartetzki.
Auf der zentralen Csound-Startseite erfährt man alles weitere: Downloads, FAQ, Handbuch, Mailingliste etc.

Csound ist eine einfache, wenn auch leider ziemlich altertümliche Programmiersprache; das wurde schon viel kritisiert. Doch meistens benötigt man nur eine simple Auflistung von auszuführenden Modulen, da stört die "Primitivität" nicht so sehr.
Eine grafische Oberfläche für Csound (Visual Orchestra) ist zwar verfügbar, erspart einem jedoch nicht, das Csound-Konzept verstanden zu haben.
Was auch noch zu einem "richtigen" Synthesizer fehlt, ist eine dynamische Stimmenverwaltung: Bei Echtzeitbetrieb ist man völlig selbst verantwortlich, die Rechenzeit nicht zu überanspruchen - sonst "stolpert" es.

Aber nun wieder zu den Vorteilen: Csound kostet nichts und ist verfügbar für MacOS(68k), MacOS(PowerPC), MacOSX, DOS, Windows3.x, Windows95, Windows98, WindowsNT, Windows2000, WindowsXP, Linux, BeOS, Atari, Amiga, SiliconGraphics, Sun, NeXT(68k), NeXT(Intel), Unix(generic) sowie als Modul für Max und VST. Wem das nicht reicht, der kann es selber auf seinen "Exotenrechner" anpassen, denn der Quellcode ist auch frei verfügbar.
Ich empfehle eine spezielle Windows/DirectX-Version DirectCsound, die besonders kurze Verzögerungszeiten hat - ein wichtiges Kriterium bei einem Software-Synthesizer, um ihn musikalisch spielen zu können!

Keine Marketing-Armada irgendeines Industriegiganten kümmert sich darum, daß Csound bekannt wird, trotzdem verbreitet es sich immer mehr. Es wird ständig verbessert und weiterentwickelt - das ganze Internet programmiert mit daran!


Csound-Ressourcen:

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