Harmonik-Vorträge


Die Entwicklung des Harmoniebewusstseins im Abendland
Dr. Richard Spaeth


Zwei Stufen hat das abendländische Harmoniebewußtsein bislang durchlaufen: In der Antike und im Mittelalter erschien Harmonie als Ideal, welches durch den harmonikalen Zusammenhang von Intervall und Zahlenverhältnis verkörpert wurde. In der Neuzeit herrscht eine abstrahierte, funktionalisierte Vorstellung von Harmonie. Eng mit ihr verbunden ist der Gedanke des Fortschritts (Funktionsharmonik - harmonische Progression). Im Wesen des Fortschritts liegt es aber, daß sich die Distanz zwischen dem funktionalen Ganzen, dem System, und den natürlichen Grundlagen mehr und mehr vergrößert.
Die Renaissance der Harmonik in unserem Jahrhundert ist auf diesem Hintergrund zu verstehen. Harmonikforschung versucht den Anschluß an die natürlichen Gegebenheiten, an die Ursprünge, wiederherzustellen. Damit könnte sie durchaus zu einem Vorreiter für eine generelle Bewußtseinsentwicklung werden. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob sie über eine "Rückbesinnung" hinauskommt, ob sie es schafft, auch eine "Vision" für eine lebendige Zukunft zu entwerfen. Fruchtbare gedankliche Ansätze hierfür kommen aus der Philosophie, namentlich aus der Phänomenologie.
Diese Ansätze sollen im Vortrag dargestellt und anschließend diskutiert werden - beim Gesprächskreis am folgenden Sonntag wollen wir das Thema vertiefen.


Vortrag am 23.4.94

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